Ellenbogendysplasie beim Hund
Die Ellenbogendysplasie ist eine weit verbreitete orthopädische Erkrankung. Sie betrifft das Ellenbogengelenk, eines der wichtigsten Gelenke im Körper eines Hundes. Diese Erkrankung kann zu erheblichen Schmerzen und Beeinträchtigungen führen.
Bei Dysplasien handelt es sich um Fehlentwicklungen von Organen.
Sie umfasst verschiedene Erkrankungen, die das Ellenbogengelenk betreffen, wie Osteochondrose (OCD), der Isolierte Processus anconeus (IPA) und der Fragmentierte Processus Coronoideus Medialis ulnae (FPC).
Diese Anomalien führen zu einer Fehlstellung im Ellenbogengelenk, was zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und letztendlich zu Arthrose führen kann. Dysplasien sind entweder angeboren (erblich bedingt) oder entstehen im Wachstum des Hundes.
Osteochondrose (OCD)
Bei der Osteochondrose (OCD) handelt es sich um eine Wachstumserkrankung. Das bedeutet, dass diese noch im unreifen Skelett des Hundes auftritt. Die Erkrankung betrifft häufig schnell wachsende, mittelgroße bis große Hunde. Zudem scheinen männliche Tiere häufiger betroffen zu sein, als weibliche.
Ursache einer OCD ist eine Störung im Knorpelwachstum. Es kommt zu einer Knorpelverdickung, welche dazu führt, dass tiefer liegende Knorpelschichten nicht mehr ernährt werden können. Das führt zum Absterben des Knorpels. Dieses abgestorbene Knorpelstück löst sich ab und schwimmt frei im Gewebe herum und verursacht dadurch Schmerzen.
Es folgt die operative Entfernung der Gelenkmaus (abgestorbenes Knorpelstück) und Auffrischung des freiliegenden Knochengewebes.
Isolierter Processus anconeus (IPA)
Die Apophysenfuge (Knochenauswuchs, welcher als Sehnenansatz dient) des Processus Anconeus sollte bei Hunden im Alter von ca. 18 Wochen geschlossen sein. Ist die Apophysenfuge nach dieser Zeit nicht geschlossen, liegt das Krankheitsbild Isolierter Processus anconeus vor.
Bei den meisten betroffenen Hunden geht dieses Krankheitsbild mit einer Stufenbildung im Ellenbogen einher, bei der die Elle (Ulna) gegenüber der Speiche (Radius) im Längenwachstum zurückbleibt (Short-Ulna-Syndrom). Dadurch wird der Kopf des Oberarmknochens gegen den Fortsatz (Processus anconeus) gestoßen und verhindert somit den Schluss der Apophysenfuge.
Fragmentierter Processus Coronoideus Medialis ulnae (FPC)
Bei der FPC, welche ebenfalls zu den Ellenbogendysplasien gehört, kommt es zu einer Überlastung des Fortsatzes an der Elle (Processus Coronoideus mediales ulnae), wodurch es zum Abplatzen kleiner Knochenfragmente an diesem kommt.
Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es mehrheitlich zu einer Entzündung des Gelenkes, daraus resultieren Schmerzen, Lahmheit und Arthrose. Bei einigen Hunden verbleibt das abgeplatzte Knochenfragment an Ort und Stelle, solange keine dauerhaften, starken Symptome auftreten.
Es wird vermutet, dass die FPC entsteht, wenn Elle und Speiche nicht zueinander passen, sondern die Elle etwas übersteht (Short-Radius-Syndrom). Diese Erkrankung liegt bei vielen Hunden beidseitig vor und wird auch als Coronoiderkrankung bezeichnet.
Mögliche Ursachen
Die genauen Ursachen der Ellenbogendysplasie sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen können. Einige Rassen sind aufgrund ihrer genetischen Veranlagung anfälliger für diese Erkrankung, darunter Labrador Retriever, Deutscher Schäferhund, Rottweiler und Berner Sennenhund. Übermäßiges Wachstum in der Welpenphase, unausgewogene Ernährung und übermäßige Bewegung können ebenfalls das Risiko erhöhen.
Symptome einer Ellenbogendysplasie
Die Symptome der Ellenbogendysplasie können von Hund zu Hund variieren, sind jedoch oft ähnlich. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Lahmheit, die sich nach intensiver Aktivität verstärkt.
- Steifheit im Ellbogengelenk.
- Schmerzen beim Berühren oder Bewegen des Ellenbogens.
- Verringerte Beweglichkeit und Aktivität.
- Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Treppensteigen
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome schleichend auftreten können und im Anfangsstadium möglicherweise nicht offensichtlich sind. Deshalb ist eine regelmäßige tierärztliche Untersuchung wichtig, um die Erkrankung frühzeitig zu erkennen.
Diagnose
Die Diagnose der Ellenbogendysplasie erfolgt in der Regel durch eine Kombination von klinischen Untersuchungen und bildgebenden Verfahren. Der Tierarzt wird den Hund gründlich untersuchen und auf Anzeichen von Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen achten. Zur Bestätigung der Diagnose können Röntgenaufnahmen des Ellenbogengelenks angefertigt werden. Diese zeigen Veränderungen im Gelenk, die typisch für Ellenbogendysplasie sind.
In einigen Fällen kann eine zusätzliche Arthroskopie durchgeführt werden, um das Ausmaß der Schäden im Gelenk genauer zu beurteilen und gegebenenfalls chirurgische Eingriffe zu planen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der Ellenbogendysplasie hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Schweregrades der Erkrankung und des Alters des Hundes. Es gibt sowohl chirurgische als auch konservative Behandlungsmöglichkeiten.
Konservative Behandlung
Gewichtsmanagement in Form einer regelmäßigen Kontrolle des Körpergewichts ist entscheidend, um die Belastung des Ellenbogengelenks zu verringern.
Der Hund sollte in jedem Fall (auch nach chirurgischer Behandlung) Physiotherapie erhalten. Hierbei werden Muskeln aufgebaut und gestärkt, Verspannungen aller überbelasteten Strukturen gelöst und Schmerzen in den Ellbogen und Schultern gelindert. Zudem kann man durch gezielte Mobilisationsübungen die Gelenke beweglich halten.
Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente sollten begleitend verwendet werden, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
Chirurgische Behandlung
Bei geringfügigen Fällen kann eine Arthroskopie durchgeführt werden, um lose Gelenkkörper oder Fragmente zu entfernen und das Gelenk zu reinigen.
In schwereren Fällen kann eine Osteotomie notwendig sein, bei der der Knochen umgestaltet wird, um die Belastung im Ellenbogengelenk zu reduzieren.
Bei fortgeschrittener Arthrose kann eine Ellenbogengelenksprothese, also ein künstliches Ellenbogengelenk eingesetzt werden, um die normale Gelenkfunktion wiederherzustellen.
Prognose
Die Prognose hängt von der Schwere der Erkrankung, dem Zeitpunkt der Diagnose und der angemessenen Behandlung ab. Frühzeitig erkannte und behandelte Fälle haben in der Regel eine bessere Prognose. Bei einer rechtzeitigen und angemessenen Therapie können viele Hunde ein relativ normales Leben führen, wenn auch möglicherweise mit gewissen Einschränkungen.
»Ellenbogendysplasie ist eine ernsthafte orthopädische Erkrankung, die bei Hunden auftreten kann. Es ist wichtig, die Symptome zu erkennen und frühzeitig zu handeln, um das Leiden des Hundes zu minimieren. Sowohl chirurgische als auch konservative Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, um die Lebensqualität des Hundes zu verbessern. Die Prognose hängt von vielen Faktoren ab, aber mit der richtigen Betreuung können viele Hunde ein glückliches und erfülltes Leben führen.«
Tasja Schäfers
Hundephysiotherapeutin
In schweren Fällen kann die Ellenbogendysplasie jedoch zu einer dauerhaften Beeinträchtigung führen und die Lebensqualität des Hundes erheblich beeinträchtigen. Daher ist es von großer Bedeutung, regelmäßige tierärztliche Untersuchungen durchzuführen und bei ersten Anzeichen von Ellenbogendysplasie umgehend professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.